Brevier TECHNISCHE KERAMIK

 

      Eigenschaften Technischer Keramik

 

 


   

5.3.4.4 Risswachstum

Ein keramisches Bauteil muss nicht nur bezüglich der maximalen Belastung, sondern auch für eine bestimmte Betriebszeit ausgelegt werden. Hierzu sind auch Kenntnisse über das Festigkeit/Zeit-Verhalten von Keramiken notwendig. Das Versagen geht in der Regel von Einzelfehlern aus, die (häufig) an oder in der Nähe der Oberfläche liegen, da hier meist die höchsten Spannungen auftreten. Wird das Bauteil unterhalb seiner Festigkeit belastet, und ist eventuell noch Wasser oder feuchte Luft als Umgebungsmedium vorhanden, so wächst, ausgehend von einem kritischen Fehler, erst sehr langsam und dann bei weiterer Belastung immer schneller ein Riss, bis das Bauteil letztendlich versagt. Dieses Verhalten wird als unterkritisches Risswachstum (URW = Spannungsrisskorrosion) bezeichnet. Es tritt vorwiegend bei Oxidkeramiken auf, aber auch bei nichtoxidischen Keramiken, die eine amorphe oxidische Korngrenzenphase besitzen. Mit den Methoden der „Linear-Elastischen Bruchmechanik“ (LEBM) kann das Risswachstumsverhalten der meisten Hochleistungskeramiken gut beschrieben werden.


Bild 88: SPT-Diagramm für Zirkoniumoxid

Unter Einbezug des unterkritischen Risswachstums kann bei keramischen Werkstoffen der Zusammenhang zwischen Festigkeit (Strength), Überlebenswahrscheinlichkeit (Probability) und Lebensdauer (Time) durch das so genannte SPT-Diagramm dargestellt werden.

Prüfverfahren zur Bestimmung der Parameter des unterkritischen Risswachstums sind in DIN EN 843-3 festgelegt.

 

 
 
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